Gottvertrauen im Hier und Jetzt
Von Italien aus beruhigt Sigmund Hirsch seinen Neffen Julius
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„Wegen der Politik, mache Dir, mein lieber Junge, nur keine Sorge. Tut Eure Pflicht wie bisher und ueberlasst alles Weiter Kodausch Boruch Hu. Persoenlich Ansichten gelten ueberhaupt nicht mehr; sonst wuerde ich Dir sagen, dass ich persoenlich an einen Krieg im Moment nicht glaube. Was man tun wird, wenn er Gott behuete wirklich kommt, wird sich dann zeigen. Kein Mensch ist weitsichtig genug, um voraussehen zu koennen, was kommen wird. Ihr werdet selbstverstaendlich in Italien bleiben. Aber wie gesagt, jede Diskussion ueber dieses Thema halte ich persoenlich fuer verfehlt, da kein Mensch den Krieg will, der nur den Ruin aller hervorrufen wuerde“.
Genua/Meran
Bereits 1935 hatte der orthodoxe Hamburger Arzt Henri Hirsch unter wachsendem Druck Deutschland verlassen und war zu seinem Bruder Sigmund in Genua in Italien gezogen. Kurz darauf schlossen sich ihm seine zweite Ehefrau Roberta und einige seiner erwachsenen Söhne an, um dann gemeinsam mit ihm nach Meran zu ziehen. 1938 starb Henri Hirsch. In diesem Brief von Sigmund Hirsch an seinen Neffen Julius versucht er, dem jungen Mann seine Sorge über einen bevorstehenden Krieg auszureden. Er redet ihm zu, auf Gott zu vertrauen und verspricht, den jungen Familienmitgliedern zur Seite zu stehen. Da er seit längerem in Italien war, scheinen viele ihre Hoffnungen auf ihn gesetzt zu haben: Mit spürbarem Bedauern berichtet er, wie wenig er für die „Tausenden“ von Menschen tun könne, die ihn um Hilfe bitten.
QUELLE
Institution:
Leo Baeck Institute – New York | Berlin
Sammlung:
Sammlung Julius and Edith Hirsch, AR 25585
Original:
Archivbox 1, Ordner 22