Knechtschaft und das Fest der Befreiung
Jugendliche feiern Pessach
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Berlin
1938 fiel der erste Tag des Pessach-Festes auf den 16. April. Wie jedes Jahr versammelten sich die Bewohner des Jüdischen Jugendwohn- und Lehrlingsheims in Berlin um einen festlich gedeckten Tisch zum zweiten Seder. Unter der engagierten Leitung Paul und Friedel Josephs versorgte das Heim seine Schützlinge mit Gelegenheiten, die weit über das Praktische, wie Unterbringung und Berufsausbildung, hinausgingen: Sie bemühten sich, ihnen kulturelle und intellektuelle Impulse zu verschaffen und ihre Horizonte zu erweitern. Die Jungen und jungen Männer im Alter von 14 bis 21 waren als „schwer erziehbar“ aus ihren Elternhäusern entfernt worden. Laut Friedel Joseph spielte sich das Leben im Heim zu diesem Zeitpunkt noch „relativ unbehelligt“ ab, aber die politische Situation kann seinen Bewohnern nicht entgangen sein: Die Pessach-Botschaft der Befreiung aus der Knechtschaft unter einem tyrannischen Herrscher muss in diesem Jahr starken Nachhall gefunden haben.
QUELLE
Institution:
Leo Baeck Institute – New York | Berlin
Sammlung:
Sammlung Heinrich Stahl, AR 7171
Original:
ALB 69