Alpträume
Ein jüdisches Kind dokumentiert ungewöhnliche Zeiten
„Hatte heute eine sehr schlechte Nacht mit furchtbaren Träumen, so dass ich mehrere Male schreiend aufwachte. Wahrscheinlich rührte das von den überstandenen Aufregungen her.“
Wien
Als Gertrude Fichmann ihrem zwölfjährigen Sohn Harry im November 1938 ein Tagebuch schenkte, in dem er die Auswanderungserlebnisse der Familie festhalten sollte, hatte sie keine Ahnung, wann sie aufbrechen würden und wohin ihre Reise sie führen würde. Auch konnte sie nicht voraussehen, welch eine ereignisreiche Zeit den Juden in Österreich im allgemeinen und ihrer Familie im besonderen bevorstand. Während fast jeder Tag neue aufwühlende Ereignisse brachte, hielt Harry alles regelmäßig und wortgewandt fest. Das Miterleben der beängstigenden Ereignisse und das Beobachten der Angst der Erwachsenen in seinem Leben ging nicht spurlos an ihm vorüber: am 11. Dezember berichtet er von Alpträumen in der vergangenen Nacht.
QUELLE
Institution:
Leo Baeck Institute – New York | Berlin
Sammlung:
Sammlung Harry Kranner Fiss, AR 25595
Original:
Archivbox 1, Ordner 12