Keine Hoffnung im Osten
Das polnische Parlament plant, Juden in Polen des Landes zu verweisen.
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Der Referent Walewski teilte mit, dass in den Jahren 1926 bis 1936 im Durchschnitt jährlich 18.000 Juden, d.h. 60 Prozent des natürlichen Zuwachses der jüdischen Bevölkerung, das Land verlassen hätten. Er forderte jedoch die jährliche Auswanderung von mindestens 100.000 Juden und schätzte die Zahl derer, die zur Auswanderung gebracht werden müssen, auf 1 Million.
Warschau
Während sich die Situation der Juden in Deutschland von Tag zu Tag verschlechterte, machte sich auch in anderen europäischen Ländern der Antisemitismus breit. Im benachbarten Polen wurden antisemitische Stimmen im öffentlichen Leben immer lauter. Wie die C.V.-Zeitung, das Organ des Zentralvereins der Juden in Deutschland berichtete, zeigte das Unterhaus des polnischen Parlaments, der Sejm, seine anti-jüdische Gesinnung in Form eines Plans, die Juden aus dem Land zu vertreiben. Es wurde die Auswanderung von jährlich mindestens 100.000 Juden gefordert. Neben Palästina wurde auch Madagaskar als Aufnahmeland diskutiert. Ministerpräsident Sławoj Składkowski warf den Juden vor, sie selbst seien verantwortlich für die „unerfreulichen Ereignisse“ (womit er vermutlich die zahlreichen Fälle physischer Gewalt gegen Juden meinte), da sie nicht genug Verständnis für die polnischen Bauern an den Tag legten, die gleich den Juden selbst nach einem höheren Lebensstandard strebten.
QUELLE
Institution:
Compact Memory, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
Sammlung:
"Polens Ministerpräsident über Wanderungsprobleme." C.V. Zeitung (Allgemeine) (Berlin)
Original:
Jg. 17, Nr. 4: 1