Welche Höhen man erreichen könnte
Der Wunsch nach Selbstbestimmung angesichts jüdischer Entrechtung
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„Empört zeigt sich wohl die ,zivilisierte‘ Welt über die Barbarei der Deutschen, die wahrhaft wenig sanft mit uns umgehen. Was aber tun sie für hunderte von burgenländischen Juden, die zum Beispiel auf einem Schlepper mitten auf der Donau hausen oder auf einem Fleckchen Land zwischen Deutschland und Jugoslawien?”
Wien
Eineinhalb Monate nach dem „Anschluss“ erscheint Paul Steiner noch immer fassungslos: Alles kommt ihm so unglaublich vor, dass „selbst die eigenen Worte erstaunlich und zweifelhaft werden“. Er fragt sich, was die Außenwelt angesichts der deutschen Barbarei für die Juden täte, besonders für die Juden des Burgenlands, die gleich nach dem „Anschluss“ brutal vertrieben worden und in vollkommen unzulänglichen Unterkünften gestrandet waren, während sich ihre früheren Nachbarn ihren Besitz aneigneten. Er schreibt eine Vision jüdischer „Rache“ nieder, die gefordert werden soll, indem die Welt dadurch beschämt wird, dass man ihr zeigt, welche Höhen Juden erreichen können, wenn man ihnen die Möglichkeit zur Selbstbestimmung gibt.
TAGS: 29. APRIL, ANSCHLUSS, BURGENLäNDISCHE JUDEN, GEWALT, KOMMENTAR, TAGEBUCH, VERTREIBUNG, VERTREIBUNG, WIENQUELLE
Institution:
Leo Baeck Institute – New York | Berlin
Original:
Sammlung Paul Steiner, AR 25208