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Deutschsprachiges Schlittschuhlaufen in New York

Klub für deutsch-jüdische Immigranten in den USA lädt zum Wintersport

Yonkers, New York

Unter den vielen Arten körperlicher Aktivität, die der „German-Jewish Club“ den Lesern der amerikanischen deutsch-jüdischen Zeitschrift „Aufbau“ anbot, wie z.B. Tischtennis, Skifahren, Schwimmen und sogar ein „Katerbummel“, war auch eine Einladung zum Schlittschuhlaufen im Tibbetts Brook Park in Yonkers, New York. Vielleicht erweckte eine vertraute Aktivität im Kreis anderer Deutschsprachiger an einem Ort, der ein Badehaus im Neu-Tudorstil zu bieten hatte, Erinnerungen an bessere Tage in Europa: Trotz ihrer traumatischen Erfahrungen unter dem Naziregime und ihres erzwungenen Weggangs fühlten sich viele deutsche Juden ihrer europäischen Heimat kulturell weiterhin zutiefst verbunden.

Aus dem Leeren schöpfen

Wie ihrer Familie in Deutschland helfen, wenn sie selbst kaum über die Runden kommt?

„Ich habe mich an eine alte Bekanntschaft erinnert und geschrieben, man hat sehr nett geantwortet und ich hoffe, dass er in den nächsten Tagen sich bei mir meldet. Ich will mal Ratschläge hören wegen der Ollen und so [...].“

Turin/Rom

In diesem kurzen, schwesterlich-saloppen Brief aus Turin an ihre Schwester Anneliese in Rom kommuniziert Elsa Riess ihre Sorgen um die Eltern, die in Deutschland zurückgeblieben sind. Elsa macht sich Gedanken wegen der beruflichen Situation des Vaters und äußert ihre Absicht, sich nach Möglichkeiten zu erkundigen, den Eltern zu helfen, von denen sie seit einiger Zeit nicht gehört hat. Anneliese war 1933 nach Rom gegangen, um Archäologie zu studieren und hatte 1936 promoviert. Aufgrund ihrer eigenen unsicheren materiellen Situation war sie nicht in der Lage, ihren Eltern finanziell unter die Arme zu greifen. Da sie als Ausländerin in Italien keine Anstellung finden konnte und in der Hoffnung, durch den Erwerb einer praktischen Fähigkeit ihre Erwerbschancen zu verbessern, belegte sie 1937 in Genf einen Kurs als Kinder- und Säuglingsschwester.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Anneliese Riess, AR 10019

Original:

Archivbox 1, Ordner 9

Jahreschronik 1938

Gesetz über die Änderung von Vor- und Familiennamen

Seite aus dem Protokollbuch der Gesellschaft der Freunde in Berlin, 1792 - 1793.

Mit dem Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen regeln die Nationalsozialisten die Änderung des Namens von deutschen Staatsangehörigen oder Staatenlosen mit Wohnsitz im Deutschen Reich. Das Gesetz ermächtigt den Reichsminister des Innern, Vorschriften über die Führung von Vornamen zu erlassen und Vornamen zu ändern, die diesen Vorschriften nicht entsprechen. Eingeschlossen sind Namen, die noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 geändert worden waren. Dies betrifft vor allen Dingen assimilierte Juden, die einen als typisch jüdisch geltenden Nachnamen abgelegt hatten und sich nach Ansicht der Nationalsozialisten damit tarnten. Mit dem Erlass des Gesetzes war die rechtliche Grundlage für den Plan geschaffen, alle Juden durch einen Zwangsvornamen zu kennzeichnen.

Zur Jahreschronik 1938

(K)ein Halbgott in weiß

An intentional misdiagnosis remedied

„Es ist deshalb völlig unerklärlich, wieso ein früherer Untersucher in Stuttgart zur Annahme einer tuberkulösen Lungenerkrankung bei diesem kerngesunden, jungen Menschen gelangen konnte.“

Zürich

Monate nachdem er Deutschland verlassen hatte, hielt sich Herbert Friedmann (später Freeman) noch immer in Zürich auf und wartete darauf, sich endlich seiner Familie anschließen zu können, die bereits in Amerika war. Infolge einer anscheinend absichtlichen Fehldiagnose als „Tuberkuloseträger“ im US-Konsulat in Stuttgart hatte Herbert nicht mit seiner Mutter und seinem Bruder emigrieren können. Schließlich, am 2. Februar 1938, attestierte ein Zürcher Arzt dem Jungen einen „weit überdurchschnittlichen Gesundheitszustand“ und schrieb die frühere Diagnose einem Irrtum zu. Der Arzt, der dieses entscheidende medizinische Gutachten ausstellte, war Dr. Ernst Hanhart, ein Genetiker und Eugeniker, der während des Naziregimes regelmäßig in Deutschen Zeitschriften über „Rassenhygiene“ veröffentlichte und z.B. die medizinisch-genetischen Informationen lieferte, die die Zwangssterilisation Taubstummer legitimierte.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Herbert Freeman, AR 25346

Original:

Archivbox 1, Ordner 7

Palästina

Überwältigende Landschaften und blutige Unruhen

Haifa

Dieses Gemälde des in Haifa ansässigen Künstlers Hermann Struck zeigt eine der ikonischen Landschaften des Heiligen Landes, das Tote Meer, und dessen Umgebung. Struck war einer der wenigen deutschen Juden, die bereits vor 1933 nach Palästina ausgewandert waren. Was das Bild nicht reflektiert, ist die komplizierte Situation in Palästina Ende der dreißiger Jahre: Aufgrund des wachsenden Zustroms jüdischer Einwanderer im Allgemeinen und, ab 1933, deutscher Juden im Besonderen, wuchsen die Spannungen zwischen Juden und Arabern und zwischen den Arabern und der britischen Mandatsmacht. Die gewalttätigen Ausschreitungen zwischen den Gruppen kulminierten in einem arabischen Aufstand in den Jahren 1936-1939. Dies führte dazu, dass die britische Mandatsregierung auf der Basis ihres „Weißbuches“ im Jahr 1939 noch weniger Juden die Einreise ins Land gestattete als in den Vorjahren. Einwanderungswillige deutsche Juden mussten auf eine neue Quote warten, während andere Emigrationsmöglichkeiten stetig schwanden.

Zwischenstopp Venedig

Europa bleibt wichtiger Bezungspunkt für jüdische Emigranten in Palästina.

Palästina/Venedig/Essen

Als Julius Ostberg (link to Jan. 15 entry) im Januar 1938 zu Besuch nach Palästina kam, hatte seine Tochter Ilse bereits vier Jahre dort gelebt. Sie wurde 1912 geboren und verbrachte ihre ersten 22 Jahre in Essen. Nach ihrer Auswanderung aus Deutschland im Jahr 1934 und ihrer Niederlassung in Palästina fuhr sie in den folgenden Jahren wie andere europäische Juden weiterhin nach Europa zu Besuch. Die hier gezeigten Photos entstanden 1937 bei einer Zwischenlandung in Venedig auf der Rückreise nach Palästina.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Ilse Gamper, AR 25243

Original:

Archivbox 1, Ordner 29

Die vielen Leben des Leo Perutz

Der Verlust des deutschen Absatzmarktes zwingt zur Auswanderung

„Denn es ist die menschliche Natur, selbst in der äußersten Not einen Funken der Hoffnung zu sehen und ihn zur Flamme zu machen.” ― Leo Perutz, Nachts unter der steinernen Brücke

Wien/Tel Aviv

Leo Perutz kann auf vielfältige Weise beschrieben werden: als Romancier, als Mathematiker, als gebürtiger Prager, als Schach-Liebhaber – um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Als Schriftsteller wurde er von Kollegen und Millionen von Lesern bewundert: So groß war sein Erfolg, dass er sich 1923 entschloss, seinen Brotberuf als Versicherungsmathematiker aufzugeben. Die Weltwirtschaftskrise traf ihn schwer, da sie sich nicht nur negativ auf den Buchhandel auswirkte sondern auch die Familienfirma, an der er beteiligt war, weniger profitabel machte. Zu allem Unglück verlor sein jüdischer Verleger, Paul Zsolnay, nach der Machtergreifung mit Deutschland seinen größten Absatzmarkt. Dies ist eines der letzten Fotos von Perutz vor seiner Emigration nach Palästina in 1938.

Jahreschronik 1938

Aktion „Arbeitsscheu Reich”

Plakat des Reichsarbeitsdiensts, 1938.

Heinrich Himmler kündigt einen „einmaligen, umfassenden und überraschenden Zugriff“ auf die „Arbeitsscheuen” an. Arbeitsscheu waren demnach alle Männer im arbeitsfähigen Alter, die zweimal einen ihnen angebotenen Arbeitsplatz abgelehnt oder nach kurzer Zeit aufgegeben hatten. Mit der Durchführung dieser Aktion wird die Gestapo beauftragt, die die nötigen Informationen im Zusammenwirken mit den Arbeitsämtern besorgt. Vom 21. bis 30. April werden reichsweit zwischen 1500 und 2000 Männer als arbeitsscheu identifiziert und im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Ein Haftprüfungstermin ist erst binnen des zweiten Haftjahres vorgesehen.

Zur Jahreschronik 1938

Wagnis Amerika

Ein Freund drängt zum Aufbruch.

„Mein schönster Traum ist, dass alle Menschen, die ich gerne habe, in meiner Nähe leben sollen.“

New York/Berlin

Mit der Anzahl der jüdischen Emigranten aus Deutschland nahm auch die Korrespondenz zwischen Freunden und Verwandten zu, die das Land bereits verlassen hatten, und denjenigen, die zurückgeblieben waren. In diesem handgeschriebenen Brief vom 23. Januar legt Mikloś Ehrenfeld seinem Freund Kunibert in Berlin nahe, trotz seiner guten Stellung Deutschland zu verlassen und nach Amerika zu kommen. Als Hauptzwecke nennt er Selbstverwirklichung und die Verfolgung persönlicher Träume. Dies, so meinte er, sei in Deutschland derzeit nicht möglich.

Flüchtlinge zählen

Die Zerstreuung des deutschen Judentums

„Die Vereinigung zur wissenschaftlichen Erforschung von Bevölkerungsproblemen berichtete heute, die jüdische Bevölkerung in Deutschland sei seit Anfang 1933 um ein Drittel zurückgegangen. Laut den Berechnungen von Dr. Kurt Zielenziger, die in der Zeitung der Vereinigung, "Population", veröffentlicht wurden, haben bis Ende 1937 insgesamt 135.000 Juden Deutschland verlassen.”

Amsterdam

Nach der Machtergreifung floh der Wirtschaftshistoriker und Journalist Kurt Zielenziger mit Frau und Sohn nach Amsterdam. Dort gehörte er zu den Mitbegründern des „Jewish Central Information Office“, dessen Ziel es war, die Verfolgung der Juden durch die Nazis zu dokumentieren und die Informationen zu verbreiten. In dieser Mitteilung zitiert die Jewish Telegraphic Agency seine Berechnung der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland nach Zielländern. Laut Zielenziger hatten bis Ende 1937 etwa 135.000 Juden das Land verlassen.

Aus Markus wird Mischa

Der fünfzehnte Geburtstag eines deutsch-jüdischen Flüchtlingskindes in Moskau

Moskau

Markus Wolf (mitte im Bilde) wurde 1923 als Sohn des kommunistischen Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf (rechts) in Hechingen in der Schwäbischen Alb geboren. Nach der Machtergreifung emigrierte die Familie zunächst in die Schweiz, später nach Frankreich und 1934 in die Sowjetunion. Dort wohnte Familie Wolf im Hotel Lux, wo viele deutsche Kommunisten untergebracht waren. Während der Jahre des Großen Terrors (1936-38) folterte und verhörte das Stalin-Regime, das gegenüber den Ausländern zutiefst misstrauisch war und sie für potentielle Spione hielt, zahlreiche deutsche Kommunisten. Unter den etwa 600.000 Opfern der Säuberungsaktion waren 178 deutsche Kommunisten – überwiegend Bewohner des Hotel Lux. Familie Wolf überlebte.

Nirgends sicher

Dramatische Ereignisse in Palästina

In einer Vorstadt Jerusalems wurde am vergangenen Sonntag ein jüdischer Hilfspolizist, Samuel Levi, getötet und ein anderer Hilfspolizist verwundet. Vor einem jüdischen Arbeiterrestaurant in der Ben Jehuda-Strasse wurde eine Bombe geworfen, die platzte, ohne Schaden anzurichten.

Jerusalem

Wenn deutsche Juden im Januar die verschiedenen Emigrationsmöglichkeiten abwogen, konnte vielen von ihnen Palästina wie ein gefährlicher Ort erscheinen. Wie die Jüdische Rundschau in diesem Monat berichtete, ereigneten sich in vielen Orten in Palästina Angriffe auf jüdische Einwohner und Zusammenstöße zwischen Juden und Arabern. Abgesehen vom lokalen Widerstand erwähnt das Blatt syrische Terroristen, Waffenschmuggel aus Libyen und die Weigerung der ägyptischen Regierung, direkte jüdisch-arabische Verhandlungen zu führen. Angesichts dieser Tatsachen konnte den künftigen Auswanderern die Emigration nach Palästina eher wie eine Reise vom Regen in die Traufe denn als das Aufsuchen eines sicheren Zufluchtsorts vorkommen.

Die Schlinge zieht sich zu

Die Reichsvertretung der Deutschen Juden appelliert an die Regierung

„Ein beträchtlicher Teil der Judenheit in Deutschland, die überwiegend aus älteren Menschen besteht, ist nicht imstande zu emigrieren und wird seine Tage in Deutschland beenden. Wenn er dem staatlichen Wohlfahrtswesen nicht zur Last fallen soll, darf er nicht vollkommen von allen Erwerbsmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Selbst die Fortsetzung einer geordneten Auswanderung - und nur dies hält die Tore der Auswanderung offen - ist nur dann möglich, wenn die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Juden nicht weiter beschränkt wird.”

Berlin

Die zunächst so genannte Reichsvertretung der Deutschen Juden war im September 1933 als Interessenvertretung gegründet worden. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze musste sie sich in „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ umbenennen. Ihr Präsident war Rabbiner Leo Baeck. Infolge der zunehmenden Verarmung der jüdischen Bevölkerung, der systematisch die Erwerbsmöglichkeiten entzogen wurden, appellierte die Reichsvertretung der Juden in Deutschland an die Regierung, von weiteren Einschränkungen abzusehen: nicht genug damit, dass die fortschreitende Erwerbslosigkeit eine Belastung für das Wohlfahrtssystem bedeute, sie mache auch die Auswanderung unmöglich.

Ein anzüglicher Auftritt

Deutsche Juden am Strand in Palästina

Vati zu Besuch

Essen/Palästina

Julius Ostberg war der Inhaber einer Uniform- und Mantelfabrik in Essen. Im Januar 1938 besuchte er seine Tochter Ilse in Palästina. Er dachte nicht daran, auf seinen Anzug zu verzichten, der unter deutschen Juden für Korrektheit und guten Geschmack stand und bei Juden anderer Nationalitäten Spott hervorrief. Auf diesem Strandfoto zeigt sich Herr Ostberg trotz der zwanglosen Umgebung in formeller Kleidung, bestehend aus Anzug und Krawatte.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Ilse Gamper, AR 25243

Original:

Archivbox 1, Ordner 29

Ein Tipp aus New York

Überweisungen an jüdische Empfänger in Nazi-Deutschland

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Benutzung der Haavaramark die jüdische Auswanderung aus Deutschland fördert.

New York

Ein Vertreter des New Yorker Büros der Intria International Trade & Investment Agency Ltd., London, legt einer Klientin in New York nahe, für „Überweisungen an Personen jüdischer Herkunft, die in Deutschland wohnen“, die „Haavaramark“ zu nutzen. Das Haavara (Transfer) -Abkommen war 1933 zwischen zionistischen Vertretern und den Nazis geschlossen worden: Es ermöglichte den Auswanderen, Geld auf ein deutsches Konto einzuzahlen, das für den Import deutscher Waren nach Palästina verwendet wurde. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Waren in Palästina, abzüglich von Kosten, wurde an die Neueinwanderer ausgezahlt.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Ludwig Rosenberger, AR 5824

Original:

Archivbox 1, Ordner 25

Willkürliche Zerreissproben

Der kleine Herbert wartet auf ein Visum

Erinnert Papa sich noch an den „Mistkäfer“ wo Herr M. sagte, dass er niemals aus Deutschland herausginge und in Deutschland eine Judenkolonie gebaut werden sollte? Scheinbar hat er sich's jetzt anders überlegt.

Zürich/New York

Herbert Freeman wurde am 13. Dezember 1925 als Herbert Friedmann in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Leo Friedmann wanderte als erster nach Amerika aus. Die Mutter, Herbert und sein Bruder beantragten in Stuttgart ihre Visa. Bei der obligatorischen Untersuchung wurde der kerngesunde Herbert als „Tuberkuloseträger“ diagnostiziert und durfte nicht mitkommen, als seine Mutter und seine Bruder 1936 die Reise nach Amerika antraten. Nach mehreren weiteren erfolglosen Versuchen wurde der zwölfjährige Herbert nach Zürich geschickt, um die Stuttgarter US-Botschaft zu umgehen (die Erlaubnis, den Antrag außerhalb Deutschlands zu stellen, war nicht zuletzt der Intervention Albert Einsteins zu verdanken). Den Brief schrieb er während seines Aufenthaltes in der Schweiz. Er erwähnt seinen bevorstehenden Besuch im Konsulat und die erneute Beantragung eines Visums und beschreibt die Zeit der Trennung von der Familie.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Herbert Freeman, AR 25346

Original:

Archivbox 1, Ordner 4

Die Zeichen der Zeitung

Das Reisebüro in der Meinekestraße: Südamerika, Columbien, Ecuador, Bolivien, Peru, and Chile

„Nach Süd-Amerika Westküste, Columbien-Ecuador-Bolivien-Peru-Chile“

Hamburg

Wenn Zeitungsanzeigen die wichtigsten Bedürfnisse der Bevölkerung reflektieren, ist das Berliner Jüdische Gemeindeblatt ein perfektes Beispiel solcher Bedürfnisse in Krisenzeiten. Als sich 1938 die meisten in Deutschland verbliebenen Juden auf die Emigration vorbereiteten oder aktiv nach Wegen suchten, das Land zu verlassen, musste sich dies auch in der Presse niederschlagen. Anzeigen von Schiffahrtsgesellschaften dominierten die kommerziellen Seiten der Zeitungen. Die Haupt-Reiseziele deutsch-jüdischer Emigranten waren Palästina sowie Nord- und Südamerika.

Große Kleinigkeiten

Ein Brief aus dem Gefängnis

„Under the circumstances I am doing fine, and when I think that it will be already two weeks tomorrow, I can hardly believe it. One must not think and brood too much, that’s the only way to keep one’s spirit up. And that’s what I want!“

Fürth

In Vorbereitung der Auswanderung nach Amerika verkaufte Alfred Rahn im November 1937 die Familienfirma, die Eisen- und Metallhandlung M.S. Farrnbacher in Fürth – ohne Zustimmung der Nazi-Behörden. Anstatt, wie geplant, Ende Dezember in die USA aufzubrechen, musste er deshalb eine 14-monatige Gefängnisstrafe antreten. Von seiner Gefängniszelle in Fürth aus kommuniziert Alfred Rahn Dankbarkeit für empfangene Gaben und weitere Bedürfnisse an seine Frau Lilly, eine Literaturwissenschaftlerin, die 1934 als letzte jüdische Doktorandin die Universität Erlangen absolviert hatte (siehe Eintrag vom 19.2.).

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Rahn, AR 25538

Original:

Archivbox 1, Ordner 10

Krisenmanagement

Fabrikteilhaber reagieren auf die Anforderungen des Tages

„Wie sich die Verhältnisse gestalten werden, kann niemand von uns voraussagen, dass wir an dem gemeinsam Aufgebauten festhalten, solange es geht, kann uns kein Mensch übel nehmen, und ob alles, was wir jetzt oder in nächster Zeit tun, richtig ist, kann auch von niemand abgewertet werden, vielleicht war alles falsch und alles zu spät.”

Göppingen

Familie Fleischer betrieb eine Papierfabrik in Eislingen und lebte im benachbarten Göppingen. In dieser internen Mitteilung werden die Adressaten dringend ermahnt, sich trotz der harten Zeiten an den Geschäftsvertrag zu halten. Der Unterzeichner kündigt an, er werde in die USA reisen, um sich dort zu „orientieren“. Auch wenn die politische Situation nicht explizit erwähnt wird, ist die Spannung deutlich spürbar.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Fleischer-Steiner, AR 25083

Original:

Archivbox 1, Ordner 3

Jahreschronik 1938

Gesetz über die Änderung von Vor- und Familiennamen

Seite aus dem Protokollbuch der Gesellschaft der Freunde in Berlin, 1792 - 1793.

Mit dem Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen regeln die Nationalsozialisten die Änderung des Namens von deutschen Staatsangehörigen oder Staatenlosen mit Wohnsitz im Deutschen Reich. Das Gesetz ermächtigt den Reichsminister des Innern, Vorschriften über die Führung von Vornamen zu erlassen und Vornamen zu ändern, die diesen Vorschriften nicht entsprechen. Eingeschlossen sind Namen, die noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 geändert worden waren. Dies betrifft vor allen Dingen assimilierte Juden, die einen als typisch jüdisch geltenden Nachnamen abgelegt hatten und sich nach Ansicht der Nationalsozialisten damit tarnten. Mit dem Erlass des Gesetzes war die rechtliche Grundlage für den Plan geschaffen, alle Juden durch einen Zwangsvornamen zu kennzeichnen.

Zur Jahreschronik 1938

In den Erfolg vertrieben

Das geteilte Schicksal deutsch-jüdischer Emigranten: Albert Einstein und Lotte Jacobi

„Autoritätsdusel ist der größte Feind der Wahrheit.” —Albert Einstein

Princeton, New Jersey

Die Person vor der Linse der Kamera und die Fotografin teilten ein Schicksal, das vielen Tausenden von deutschen Juden gemeinsam war: kurz nach der Machtübernahme der Nazis 1933 entschloss sich Albert Einstein, permanent in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Er übernahm einen Posten als Professor für theoretische Physik an dem Institute for Advanced Study in Princeton, wo fünf Jahre später dieses Foto entstand. Angesichts der immer schwierigeren Umstände nach der Machtergreifung verließ 1935 auch die Fotografin Lotte Jacobi Deutschland und wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Das Angebot der Nazis, sie zur „Ehrenarierin“ zu ernennen, überzeugte sie nicht. In Berlin ließ sie ein Atelier zurück, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester Ruth geführt hatte, die ebenfalls eine versierte Fotografin war. Unter den vielen prominenten Persönlichkeiten, die Lotte Jacobi fotografierte, waren Marc Chagall, Martin Buber, Eleanor Roosevelt, Thomas Mann und Kurt Weill.

Briefe über den Ozean

Visumsbeschränkungen verstreuen deutsch-jüdische Familien

„Inzwischen ist das Neue Jahr gekommen. Was wird es uns bringen?“

Columbus, Ohio/Mannheim

Diesen Brief schrieb Otto Neubauer aus Mannheim, der Deutschland kurz zuvor verlassen hatte, an seinen Vater Maximilian und seinen Bruder Ernst. Da der Rest der Familie trotz jahrelanger Bemühungen nicht emigrieren durfte, versuchte Otto auf dem Wege der Korrespondenz Kontakt zu halten. Der reiche Briefaustausch zwischen den Angehörigen der Familie Neubauer reflektiert, ähnlich wie bei vielen anderen deutsch-jüdischen Emigranten in den dreißiger Jahren, starke Sehnsuchtsgefühle und den Versuch, jeden Aspekt des neuen Lebens in Amerika zu beschreiben.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Otto Neubauer, AR 25339

Original:

Archivbox 1, Ordner 3

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