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Bereit für Deutschland

Psychische Bewältigungsversuche eines nationalistischen deutschen Juden

„Ich bin Jude! – Jude in verzweifelter Position: jüdischer Deutscher, der trotzt Allem, was ihm wiederfuhr- oder gerade dieserhalb-seine Deutschen Bindungen nicht abstreifen kann (…).“

Hildesheim/Berlin

Der Verfasser dieses Briefes ist ein junger Mann aus Hildesheim, Fritz Schürmann (später Frank Shurman), geboren 1915. Obwohl er lange vor der Machtübernahme der Nazis mit Antisemitismus zu kämpfen hatte, trat er 1934 dem „Deutschen Vortrupp“ bei, einer extrem nationalistischen Gruppierung junger deutscher Juden mit dem Motto „Bereit für Deutschland“, die den Nationalsozialismus als eine Kraft begrüßten, die den Untergang Deutschlands verhindere. Angesichts dieser Einstellung muss es für ihn besonders schmerzhaft gewesen sein, der bitteren Realität der Ablehnung durch die deutsche Gesellschaft gegenüber zu stehen. In dem Brief dankt er einem Herrn Dilthey in Berlin für die Auszeichnung, mit ihm Zeit verbracht zu haben und klärt ihn dramatisch über seine jüdische Identität auf: „Ich bin Jude! – Jude in verzweifelter Position: jüdischer Deutscher, der trotz allem, was ihm widerfuhr – oder gerade dieserhalb – seine deutschen Bindungen nicht abstreifen kann […].“ Nachdem ihm seine Identität als Deutscher durch das Naziregime verweigert wurde, kommuniziert er die lähmenden Auswirkungen der politischen Situation auf seine Psyche und die Absurdität des Gedankens, Deutschland verlassen zu müssen, um Deutscher sein zu können.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Frank M. Shurman, AR 25219

Original:

Archivbox 1, Ordner 25

„Ein stilles Licht in der dunklen Nacht“

Geburtstagswünsche in schwierigen Zeiten

„Wohl uns, wenn wir am Ende unsrer Tage auch sagen dürfen, dass unser Leben ein tapfer durchkämpftes war, wenn wir uns ausstrecken können in dem Bewusstsein, anständig bis zuletzt gefochten zu haben.“

Dresden/Hildesheim

In Zeiten, als düstere Ereignisse die Geschichte bestimmten, konnte auch der Ton von Geburtstagswünschen die Umstände reflektieren. Der jüdische Junge Fritz Schürmann aus Hildesheim und der protestantische Junge Gerhard Loeffler aus Dresden waren seit Jahren gute Freunde gewesen. Zum 18. Geburtstag wünschte Gerhard seinem Freund Fritz Schutz, Trost und Stärke. Auf eine für so junge Leute ungewöhnlich Weise versuchte Gerhard, Fritz von der Notwendigkeit schwieriger Erfahrungen im menschlichen Leben zu überzeugen.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Frank M. Shurman, AR 25219

Original:

Archivbox 2, Ordner 8

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