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Comic-Workshop „Geschichte(n) in mir – einmal anders“

Impressionen vom 23. und 24. November - Eine Kooperation mit Amcha Deutschland

Tag/Uhrzeit
Format
Persönlich
Eintritt
Allgemein: Kostenlos

Am 23. und 24. November öffneten die Räumlichkeiten des Leo Baeck Institute – New York | Berlin unter der Leitung von Dr. Miriam Bistrovic ihre Türen für einen besonderen Comic-Workshop. Organisiert im Rahmen des Projekts „Welche Stimme haben wir?“ von Amcha Deutschland, unter der Koordination von Dr. Svetlana Burmistr, bot der zweitägige Workshop zehn Teilnehmer:innen eine intensive und inspirierende Gelegenheit, sich mit transgenerationalem Trauma auf kreative Weise auseinanderzusetzen.

Unter der Anleitung der Comic-Künstlerin Nathalie Frank und des Psychiaters und Psychotherapeuten Dr. Martin Auerbach erkundeten die Teilnehmer:innen, wie sich die komplexen Auswirkungen der Verfolgungsgeschichten ihrer Vorfahren in Bildern und Worten ausdrücken lassen. Dabei ging es nicht primär um die Traumata selbst, sondern um den Umgang mit den daraus resultierenden Erfahrungen in den Familien – und um die Frage, wie sich die Vergangenheit heute in der Gegenwart widerspiegelt.

Tag 1: Austausch und erste Schritte ins Medium Comic
Nach der Begrüßung durch die Veranstalter:innen und einer kurzen Einführung durch Dr. Auerbach in die Thematik des transgenerationalen Traumas, tauschten die Teilnehmer:innen ihre Erfahrungen aus. Dabei wurden Fragen wie „Was wird in den Familien weitergegeben?“ und „Wie kann man mit der Vergangenheit umgehen?“ intensiv diskutiert.

Im Anschluss führte Nathalie Frank die Gruppe in die Kunst des Comic-Schaffens ein. Sie präsentierte inspirierende Beispiele und erläuterte, wie man persönliche Geschichten durch visuelle Erzählformen greifbar machen kann. Erste Übungen wie das Zeichnen von Blind-Portraits und das Entwickeln von Storyboards lockerten die Atmosphäre und halfen, einen kreativen Zugang zu den eigenen Gedanken und Gefühlen zu finden.

Tag 2: Kreatives Arbeiten und Abschlussreflexion
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der praktischen Arbeit. Die Teilnehmer:innen entwickelten ihre individuellen Comics weiter – vom Entwurf bis zur detaillierten Ausarbeitung. Parallel dazu bot Dr. Auerbach Raum für Gespräche und Reflexionen, wodurch die Auseinandersetzung mit dem Thema in einer sicheren und unterstützenden Atmosphäre stattfand.

Den Abschluss des Workshops bildete eine kleine Ausstellung der entstandenen Comics. Die Teilnehmenden konnten ihre Werke präsentieren und auf Wunsch ihre Geschichten mit der Gruppe teilen. Es war ein bewegender Moment, der die Vielfalt der Ansätze und die Tiefe der Reflexion verdeutlichte, aber auch Raum für den Austausch gemeinschaftlicher Erfahrungen bot..

Die Referent:innen: Kunst und Psychologie im Dialog
Nathalie Frank, Comic-Künstlerin und Kulturjournalistin, lebt und arbeitet seit 2011 in Berlin. Mit ihrem Werk thematisiert sie die Verflechtungen von individuellen Schicksalen und gesellschaftlicher Geschichte. Zu ihren jüngsten Publikationen gehört der Comic „Wo meine Mutter nicht gelernt hat zu schwimmen“, erschienen im Sammelband „Gerne würdest du allen so viel sagen“ (avant-verlag, 2023) sowie die nach dem 7. Oktober 2023 ins Leben gerufene Initiative “Wie geht es dir? Zeichner*innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus”.

Dr. Martin Auerbach, Psychiater und Psychotherapeut, ist seit Jahrzehnten in der Traumatherapie tätig und war bis 2024 Klinischer Direktor von Amcha Israel. Seine Arbeit fokussiert sich auf die Langzeitfolgen von Traumata und deren Auswirkungen auf die Nachkommen.

Ein besonderes Erlebnis
Der Workshop war mehr als ein künstlerischer Kurs – er war ein Raum für Begegnung, Austausch und Heilung. Die Teilnehmenden erlebten, wie kreative Prozesse helfen können, das Unsagbare auszudrücken und Gemeinschaft zu finden.

Dieser Workshop, ermöglicht durch die Zusammenarbeit von Amcha und dem Leo Baeck Institute – New York | Berlin, zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, neue Wege der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu finden. Er hinterlässt Spuren – auf Papier und in den Herzen der Teilnehmenden.

Das Projekt “Welche Stimme haben wir?” wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

Der Workshop fügt sich in eine Reihe von Veranstaltungen ein, die sich mit künstlerischer Reflexion und Erinnerungskultur befassen. Weitere relevante Veranstaltungen sind das Panel „Drawing Memory“ mit Ari Richter sowie die JewCe 2024 Panels, die sich ebenfalls mit kreativen Formen der Erinnerung beschäftigen.

Besonders passend in diesem Kontext ist auch unsere Podcast-Folge über die Comic-Künstlerin Lilly Renee Williams: Episode 13: The Life and Legacy of Lilly Renee Williams, die ihre eigenen Erfahrungen in der Verfolgungszeit und deren künstlerische Aufarbeitung beleuchtet.