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LBI erhielt eine Sammlung von 147 Kinderbüchern aus den Sammlungen der Forscherinnen Barbara Asper, Bettina Münchmeyer-Schöneberg, und Hannelore Kempin. Im Mittelpunkt der Sammlung stehen die Arbeiten von Adele Elkan (1884-1943) und Else Ury (1877–1943). Die Bücher der beiden deutsch-jüdischen Autorinnen gehren zur meistverkauften Literatur für junge Mädchen.
Else Ury ist besonders bekannt für ihre Kinderbuchserie “Nesthäkchen”. Protagonistin der Reihe ist Annemarie Braun, der Goldschopf eines Berliner Arztes. In zehn Bänden erzaehlt Ury Annemaries Geschichte, von ihrer Kindheit bis ins hohe Alter. Die Bücher sind Prototyp des Backfischromans, der die Entwicklung lebendiger, manchmal rebellischer, Mädchen hin zu pflichtbewussten, aber immer noch temperamentvollen Hausfrauen und Müttern nachzeichnet. Annemarie ist sechs Jahre alt als wir sie in Nesthäkchen und ihre Puppen (1913) kennenlernen und elf Jahre als in Nesthäkchen und der Weltkrieg der Erste Weltkrieg ausbricht (1917). Bezaubernd bedenkenlos und ungeschickt im Ausüben der von ihr erwarteten hausfräulichen Pflichten, entschließt sich Annemarie zum Medizinstudium, das sie aber später abbricht, um ihre Familie zu gründen. Im letzten Band der Serie, Nesthäkchen mit grauem Haar (1925), feiert sie als Großmutter ihre Goldene Hochzeit.
Die Bücher blieben weit über den Zweiten Weltkrieg hinaus beliebt, als Neuauflagen publiziert wurden. Den vierten Band nahmen alliierte Lektoren vollständig aus der Serie, da sie der Ansicht waren, er glorifiziere Deutschlands Rolle im Ersten Weltkrieg. 1983 wurde eine kurze Fernsehserie produziert, die auf dem Buch beruht. Wenige der Million von Leserinnen und Lesern haben je realisiert, dass Else Ury (wie auch ihre Kollegin Adele Elkan) 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Das änderte sich in 1992 mit der Veröffentlichung von Marianne Brentzels Biographie Urys mit dem Titel Nesthäkchen im Konzentrationslager.
Roland Stark, der umfassend zu Kinder- und Jugendliteratur veröffentlicht hat, arbeitet ehrenamtlich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Von dort vernetzte er das LBI mit Barbara Asper, Bettina Münchmeyer-Schöneberg, und Hannelore Kempin, die das Buch Wiedersehen mit Nesthäkchen, Else Ury aus heutiger Sicht, verfassten. (2007, Reunion with Nesthäkchen, Else Ury in Retrospect).
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