Das Leo Baeck Institut hält die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums lebendig.
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13.9.2022, New York, NY- Der Vorstand des Leo Baeck Instituts - New York | Berlin (LBI New York | Berlin) gab heute die Ernennung von Markus Krah zum nächsten Direktor des Instituts bekannt, mit Wirkung zum 1. Oktober 2022. Krah war bisher Dozent für jüdische Religions- und Geistesgeschichte an der Universität Potsdam. Zuvor war er zwei Jahre lang Gastwissenschaftler an der Vanderbilt University und am Herbert D. Katz Center for Advanced Judaic Studies an der University of Pennsylvania.
Krah tritt die Nachfolge von William H. Weitzer als geschäftsführender Direktor des LBI an. Nach zehn Jahren, in denen die öffentliche Wirkung und Stimme des Instituts gewachsen sind, verabschiedet sich Weitzer in den Ruhestand.
„Wir freuen uns sehr, die Ernennung von Markus Krah zum Leiter des LBI bekannt zu geben“, sagte David G. Marwell, Präsident des LBI. „Seine wissenschaftliche Arbeit über den transatlantischen Transfer jüdischer Kultur, seine Vertrautheit mit der zeitgenössischen jüdischen institutionellen Landschaft in Deutschland und seine Fähigkeiten als Kommunikator und Führungskraft werden dem LBI helfen, sich weiter als wissenschaftliche Institution mit einer öffentlichen Botschaft, die zunehmend an Bedeutung gewinnt, zu etablieren.“
In den letzten zehn Jahren hat das LBI den öffentlichen Zugang zu seinen reichhaltigen Archiv-, Kunst- und Bibliothekssammlungen durch Digitalisierung und große kuratorische Anstrengungen wie das "1938Projekt" und das "Shared History Project", die Geschichte anhand von Originaldokumenten und Artefakten für ein allgemeines Publikum lebendig machen, enorm erweitert. Unter Weitzers Leitung konzentrierte sich das Institut auch auf Ausstellungen und öffentliche Programme, die Verbindungen zwischen der facettenreichen und komplexen Geschichte der deutschsprachigen Juden und den zeitgenössischen Herausforderungen von Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten erkunden.
„Ich fühle mich geehrt und verspüre große Demut durch die Gelegenheit, diese Organisation in einem so kritischen Moment der Erinnerung an das europäische jüdische Leben zu leiten“, sagte Krah. „Da wir die letzten lebenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verlieren, ist es für das LBI wichtiger denn je, der Öffentlichkeit diese Geschichten auf eine Weise näherzubringen, die über eine eindimensionale Sichtweise nur durch die Perspektive des Holocaust hinausgeht. Sowohl der Blick auf die reiche 1700-jährige jüdische Geschichte in Deutschland als auch das Wiederaufleben jüdischen Lebens in den deutschsprachigen Ländern bekräftigen dies nur.“
Marwell wies darauf hin, dass das LBI eine neue Richtung einschlug, als es damit begann, Geschichten deutsch-jüdischen Lebens verschiedenen öffentlichen Zielgruppen näherzubringen: „In den letzten 15 Jahren hat sich das LBI durch die Digitalisierung unseres gesamten Archivs von einer hauptsächlich von der Forschung genutzten Quelle zu einer Ressource für eine weltweite Öffentlichkeit entwickelt. Wir werden uns stets dafür einsetzen, diese Materialien für Forschende zu sammeln und zu bewahren, aber wir haben nun auch die Möglichkeit, einer enormen Anzahl von Menschen ein tieferes historisches Verständnis zu vermitteln, indem wir individuelle Lebensgeschichten erzählen.“ Zu den bereits geplanten Initiativen gehört ein neuer Podcast, der das Leben deutsch-jüdischer Flüchtlinge anhand ihrer im Institut aufbewahrten Dokumente erforscht.
Markus Krah, ein in den USA ausgebildeter und in Deutschland lebender Wissenschaftler, promovierte am Jewish Theological Seminary, New York, in Modern Jewish Studies mit einer Dissertation, die die Grundlage für seine Monographie American Jewry and the Re-Invention of the East European Jewish Past (DeGruyter, 2019) bildete. Im Jahr 2021 wurde er zur Unterstützung seiner Forschungen zu Salman Schocken mit dem Gerald Westheimer Fellowship des LBI ausgezeichnet. Krahs Arbeit befasst sich mit den Bemühungen von Salman Schocken, mit Hilfe klassisch-jüdischer Texte, die er in seinem Buchverlag veröffentlichte, eine jüdische intellektuelle und spirituelle Renaissance im Nachkriegsamerika zu fördern. Krah hat zahlreiche im Peer-Review-Verfahren begutachtete wissenschaftliche Artikel veröffentlicht und war Herausgeber von PaRDeS, der Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien in Deutschland. Vor seiner akademischen Laufbahn arbeitete Krah über ein Jahrzehnt lang als Journalist, unter anderem als Chefkorrespondent des deutschsprachigen Dienstes im Berliner Büro von Reuters.
Weitzer nannte die Leitung des LBI das größte Privileg seines Berufslebens: „Ich war nie mehr davon überzeugt, dass meine Arbeit sinnvoll war, als im Kontakt mit unseren Freunden und Spendern, von denen viele Nachkommen deutschsprachiger jüdischer Flüchtlinge sind, deren Erfahrungen ihre tiefe Besorgnis über den Zustand unserer Demokratie, die Rechte von Flüchtlingen und Migranten und die entscheidende Bedeutung der historischen Erinnerung für beide prägen.“
„Dank Billy Weitzers Beharrlichkeit bei der Mittelbeschaffung, seiner umsichtigen Verwaltung und seinem tiefen Engagement für die Mission des LBI ist das Institut in besserer Verfassung als je zuvor,“ sagte Marwell. „Wir sind zuversichtlich, dass Markus Krah die richtige Führungskraft ist, um auf diesen Fortschritten aufzubauen und unsere Kapazitäten zu erweitern, damit wir noch mehr Menschen erreichen können.“
Die Personalvermittlungsfirma Storbeck Search unterstützte das LBI bei dieser Suche.
Über das Leo Baeck Institut
Das Leo Baeck Institut - New York | Berlin ist eine Forschungsbibliothek und ein Archiv mit Schwerpunkt auf der Geschichte des deutschsprachigen Judentums. Seine umfangreichen Bibliotheks-, Archiv- und Kunstsammlungen bilden eine der bedeutendsten Quellen- und Forschungssammlungen über die Jahrhunderte jüdischen Lebens in Mitteleuropa vor dem Holocaust. Das LBI hat sich dem Erhalt und der Erweiterung des Zugangs zu diesem reichhaltigen Material verpflichtet und Millionen von Seiten an Dokumenten, Büchern und Kunstwerken aus seinen Sammlungen digitalisiert - von seltenen Büchern aus der Renaissance bis hin zur persönlichen Korrespondenz von Berühmtheiten und alltäglichen Erfahrungen gleichermaßen. Das LBI fördert auch das Studium und das Verständnis der deutsch-jüdischen Geschichte durch seine öffentlichen Programme, Ausstellungen und die Unterstützung der Wissenschaft.
Das Leo Baeck Institut wurde 1955 von führenden deutsch-jüdischen emigrierten Intellektuellen wie Martin Buber, Max Grunewald, Hannah Arendt und Robert Weltsch gegründet, die entschlossen waren, das lebendige kulturelle Erbe des deutschsprachigen Judentums zu bewahren, das im Holocaust beinahe zerstört worden wäre. Sie benannten das Institut nach Rabbiner Leo Baeck, dem letzten Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands unter dem Nationalsozialismus, und ernannten ihn zum ersten Präsidenten des Instituts, der den unabhängigen Zentren in New York, London und Jerusalem vorstand. Das LBI - New York ist Gründungspartner des Center for Jewish History in Manhattan und unterhält ein Büro in Berlin sowie eine Zweigstelle seines Archivs im Jüdischen Museum Berlin.
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